Eines unserer Lieblingsziele im Gesäuse ist wohl auch der Gipfel des
kleinen Ödstein
Zustieg
Vom Kölblwirt in Johnsbach ging’s zunächst recht rasch bergauf, ehe wir beim Gamssteinssattel (1556 m) eine kleine Pause zum Fotografieren einlegten. Dieses idyllische Plätzchen ist für mich immer wieder ein Highlight und wer früh – bzw. beim Abstieg spät – dran ist, bekommt meist Murmeltiere und zahlreiche Gams zu sehen.
Einstieg
Ein paar Steinwürfe weiter findet man den, mit gelben Punkt markierten, Einstieg zu den Kletterrouten Gummikiller (IV+), Waidhofnerweg (IV+), Südostschulter (V), Flora (VI+) und Sender Luminoso (VII+/VIII-). Erst nach der 3. Seillänge trennen sich die Routenführungen dieser Anstiege, daher kommt es hier schon mal schnell zu einem kleinen Stau. Am besten man hat alle in Frage kommenden Topos dabei um spontan die Tour wechseln zu können.
Klettertour
Die ersten Seillängen sind noch vergleichsweise einfach und bieten genug Möglichkeiten um bei Bedarf mobile Sicherungsmittel zu legen. Die Wegfindung ist bis zur 8. Seillänge recht eindeutig. Vom Standplatz am Ende 7. Seillänge muss man etwas aufpassen um die Abzweigung zur Südostschulter nicht zu versäumen. Der in der Topo eingezeichnet Bohrhaken ist vom Stand nicht zu sehen, sondern nur der nächste Bolt des Waidhofnerweg der ebenfalls eher links liegt.
Ab der 9. Seillänge beginnt der richtige Spaß in den messerscharfen, tiefen und beeindruckenden Wasserrillen im Plattenpanzer. Zwar mangelt es nicht an Griffen und Tritten, aber diese Art der Kletterei lässt sich in keinem Klettergarten oder Halle trainieren. Keile und Schlingen finden hier kaum mehr Platz, mit etwas Glück kann man einen großen Friend in den Rillen platzieren. Von daher kommt es schon mal gerne vor, dass man sehnsüchtig den nächsten Bohrhaken vor Augen hat.
Etwas unscheinbar ist der Quergang in der 12. Seillänge (V), der es jedoch faustdick hinter den Ohren hat. Von der Hitze und auch der mentalen Anstrengung geschafft, haben wir uns hier dazu entschieden, nicht wie geplant über die Flora (6+) aufzusteigen, sondern weiter der Südostschulter zu folgen.
In der 13. Seillänge wird es nochmal steil und es gilt die letzte Länge im 5ten Grad zu meistern. Die restlichen Seillängen liegen im 4ten Grad die fast zur Gänze mit mobilen Sicherungsmitteln geklettert werden, was jedoch auf Grund der zahlreichen Möglichkeiten für Placements richtig Spaß macht.
Nach der 18. Seillänge war erst mal Schluss mit Klettern und zu Fuß ging es weiter zum einsamen Gipfel des kleinen Ödstein, der von keinem einfachen Wanderer erreicht werden kann.
Abstieg
Nach dem Genuss des Panoramas entschlossen wir uns den Abstieg über die „blaue Markierung“ zu nehmen. Hier gilt es nochmal das angekratzte Nervenkostüm auf Vordermann zu bringen und alle Konzentration zu mobilisieren. Es wartet ein Abstieg über 500 m mit sehr vielen Kletterstellen im 2ten Grad, viel Geröll und losem Stein. Nachdem ich jetzt selbst schon zweimal hier Abgestiegen bin und einmal über die Route abgeseilt habe, kann ich eigentlich nur jedem empfehlen sich für letzte Variante zu entscheiden. Ein gut eingespieltes Team ist beim abseilen mit dem Doppelseil bestimmt schneller und sicherer unterwegs.
Fazit
Ob Gummikiller, Waidhofnerweg oder Südostschulter, bei allen Touren kommt man voll auf seine Kosten und hat ausreichend Gelegenheit um die Wasserrillen-Technik zu verbessern. Der Zustieg ist für das Gesäuse relativ kurz, die Landschaft atemberaubend und der Gipfel des kleinen Ödstein einsam. Wer kein Problem damit hat über einen langen Zeitraum mental hart arbeiten zu müssen, ist hier am Richtigen Ort um ein Abenteuer zu erleben.
Flora, wir kommen wieder…